Plädoyer für die Liebe

Es ist mir ein Anliegen – auch wenn es sich nicht um Zeit oder Events handelt – heute einen Artikel zum Thema Liebe zu erzählen. Ein Thema welches eigentlich überall hinpassen sollte. Oder? Ich freue mich über Kommentare….

In letzter Zeit höre ich und lese ich immer häufiger: „Selbstliebe ist wichtig“, „Man muß sich selbst lieben um jemand anderen lieben zu können“, „Liebe dich selbst, dann …“ Ja was dann? Viele Sätze die Lösung und Erlösung versprechen.

Doch ehrlich gesagt – Blödsinn! Ja, diese Weisheiten haben uns wohin gebracht? Immer mehr Trennungen, Scheidungen, Singles und alle zugehörigen Börsen und Events. Wenn man sich selbst liebt ist man dem erhofften Glück auch nicht näher. Klar kann man sich vor den Spiegel stellen und sagen „Oh Du bist so toll und schön“ oder in den Wald gehen und schreien „Ich liebe mich“ oder eines der vielen Bücher mit „Finde Deine Liebe zu Dir“ lesen. Wollen wir erst in Narzissmus verfallen  damit wir lernen zu lieben? Haben wir dann noch eine Chance wirklich zu lieben?

Liebe ist und war immer etwas, das man gibt oder geschenkt bekommt. Von einem höheren Wesen – welcher Glaubensrichtung auch immer – von dem Partner, der Freundin, der Frau, dem Mann, dem Kind, den Eltern oder der Schwester oder dem Bruder. Es ist ein Geschenk und noch dazu ein Geschenk ohne Bedingung. Denn wird eine Bedingung daran geknüpft ist sie bereits vergänglich und zum Scheitern verurteilt.

„Wenn Du sagst Ich liebe Dich dann überlege ich es mir auch – aber erst dann – denn sonst bin ich verletzlich oder enttäuscht oder …“ Liebe ist spontan und zeitlos. Selbstliebe, also im eigenen Selbst die Erfüllung zu finden damit man Liebe geben kann oder bekommen kann? NEIN, denn Liebe braucht Nahrung, ein reales Gegenüber, ein Zwei.

Wie spürt man die Liebe? Wo spürt man die Liebe? Im Kopf, im Herzen, im Bauch oder gar im Rücken? Wenn das Herz einen Sprung macht ist man dann dem Tode näher? Odre ist man dann dem Herz brechen näher?

Nimmt man sich die Zeit wieder zu spüren, ohne nach oder fort zu laufen, dann kann man es entdecken. Die Freude eine Nähe zu spüren, den Schmerz des Fehlens, die Geborgenheit des gemeinsamen Moments, die Innigkeit der Zweisamkeit, die Leere der Trennung das Lachen des Herzens, die Spannung der Berührung, die Vertrautheit des Atems. Doch dieser Genuss der Gefühle muss erlaubt sein, muss erwünscht sein, bei aller Intensität und trotz aller auferlegten Selbsterkenntnisbücher und Selbstfindungskursen.

Haben wir denn vor lauter Notwendigkeit zur Selbstliebe noch Platz für die Liebe eines anderen Menschen oder Platz für die eigene Liebe für einen anderen Menschen? Nutzen wir die Zukunft für die LIEBE! Glauben wir an die LIEBE! Eine Liebe die Herzen höher schlagen und Knie weich werden lässt. Eine Liebe der Dualität des Augenblicks und der Unendlichkeit. Trauen wir uns!

Peter Gstettner

5 Meinungen zu “Plädoyer für die Liebe

  1. Franz Birsel sagt:

    Hallo Peter,
    ich kann Dir hier nicht zustimmen.
    Wie soll ich erwarten, dass mich jemand liebt oder liebenswert findet, wenn ich mich selbst nicht liebe oder liebenswert finde.
    Das hat überhaupt nichts mit Narzissmus zu tun sondern damit, dass ich bereit bin, mich mit allen meinen Ecken, Kanten und Macken zu akzeptieren.
    Wenn ich das nicht kann, dann versuche ich, mich zu verbiegen um anderen zu gefallen – das geht eine zeitlang gut aber igendwann breche ich aus weil ich wieder ich selbst sein will – das sind dann die Trennunen.
    Zu Deiner Frage: Ja, ich glaube an die Zukunft der Liebe! Ich glaube an die Liebe, die Herzen höher schlagen und Knie weich werden lässt. Ich glaube ganz fest an die Liebe der Dualität des Augenblicks und der Unendlichkeit – aber dazu muss ich mit mir im Reinen sein – und dazu gehört, dass ich mich liebe.
    Liebe Grüße Franz

    • magic sagt:

      Hallo Franz,
      es geht auch nicht darum, dass man sich akzeptiert mit allen Fehlern und Unklarheiten. Wir versuchen nur zu viel zu analysieren, zu viel zu wollen, zu viel nachzudenken. Wir lassen uns vor lauter können und müssen keinen Raum mehr für das Lassen und Dürfen.
      Es geht darum, dass wir uns selbst aussperren weil wir nicht „gut“ genug lieben. Es wird zu viel gepredigt und zu wenig getan.
      Wenn wir nicht wir selbst sind, wer sind wir dann. Warum sind wir dann wer anderer? Sind wir nicht immer wir selbst – auch in Situationen wo wir es lieber nicht wären.
      Ich denke nur, dass wir lernen müssen auch wieder mehr in uns zu horchen und nicht auf das was andere sagen. Uns Zeit geben in uns zu spüren was wir sind und was wir wollen. Jobs, Karriere, das tägliche Erhalten macht blind für das Schöne. Wir wollen immer mehr, mehr Geld, mehr Liebe, mehr Anerkennung, mehr Freunde …
      Aber gerade die Liebe zueinander die steht hintan. Es darf nicht sein jemanden zu lieben bevor man sich selbst nicht vollendet liebt. Dieser Gedanke ist gefährlich. Denn er stellt Forderungen und Bedingungen. Und Bedingungen sind für die Liebe einfach falsch.
      Liebe Grüße
      Peter

      • Franz Birsel sagt:

        Hallo Peter,
        damit kann ich mich schon mehr identifizieren.
        Ich gebe Dir vollkommen recht darin, dass es viel können und dürfen und müssen gibt, weil es uns den Freiraum der Individualität extrem einschränkt. Ich bin auch bei Dir, dass es viel zu viele Prediger gibt (vor allem solche, die Wasser pedigen und selbst Wein trinken).
        Wir sind auch immer wir selbst – nur, warum kommen wir in Situationen, in denen wir es lieber nicht wären – weil wir nicht authentisch sind um Anden zu gefallen? Oder warum sonst?
        Ich stimme Dir 100%ig zu, dass wir verlernt haben, in uns zu hören und das Schöne rund um uns zu sehen (eine Erfahrung, die ich immer wieder in meinen Seminaren mache . leider).
        Ich habe im Laufe der letzten Jahre immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen zu mir kommen, die in der Lage sind andere bedingingslos zu lieben aber auch aus dieser Liebe Schmerz und Trauer zu empfinden – wenn ich sie dann frage, ob sie sich denn selbst lieben bekomme ich fast immer ein „nein“ als Antwort und das schreckt mich doch etwas. Letztendlich bin ich der Mensch, mit dem ich die längste Zeit meines Lebens verbringe und da wäre es doch schön, wenn ich mir auch Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Liebe entgegen bringe – das muss und kann wahrscheinlich nie vollendet sein – wer bestimmt schon, wann es vollendet ist?
        Ich bin auch bei Dir, dass Liebe, weder zu sich selbst noch zu Anderen an Forderungen oder Bedingungen geknüpft sein sollte.
        Ich persönlich glaube aber fest daran, dass es leichter ist Liebe zu geben, wenn ich mit mir selbst im Reinen bin und mich auch Liebe und zwar ganz genau so, wie halt nun mal bin – als einzigartiges Individium in diesem Universum.
        Ich spreche hier auch ganz bewusst von „Liebe geben“ weil ich nicht mehr dazu beitragen kann – schon alleine der Gedanke, dass ich als Gegenleistung auch Liebe empfange bedeutet ja wieder eine Erwartungshaltung und damit eine Forderung.
        Liebe Grüße
        Franz

  2. fluffi sagt:

    Wenn die Liebe keine einseitige Anhimmelei oder Forderung, sondern echtes Gefühl zwischen zwei Menschen ist, dann passiert sie einem WIR. Ein WIR wiederum besteht ja aus (mindestens zwei) ICHs – die ICHs sind somit zentrale Bausteine des WIR und deren Band/Verbindung – der hier beschriebenen Liebe …

    oder, wie es Ruth Cohn so schön formulierte:
    „Ich möchte, dass jeder Mensch ganz ICH sagen lernt, weil er nur dann seine Erfüllung finden kann; und in jedem ICH ist bereits das DU und das WIR und die WELT enthalten. Wenn ich mich tief genug in mich einlasse, meinen Augen und anderen Sinnen traue, sehe ich auch die Welt draußen – meine Nächsten, Frau, Mann, Kinder, Freund und Freundin, Menschen auf der Straße, auf dem Bildschirm, Bäume, Tiere, Häuser, Berge, Meer und Himmel. – Wenn ich mich ganz auf mich und meine Augen einlasse, sehe ich die Welt, und wenn ich mich ganz auf die Welt einlasse, komme ich zu mir. “
    http://www.aschwandenk.ch/download/ruth_cohn/textauswahl_ruth_cohn.pdf

    • magic sagt:

      Sehr schöne Worte, danke!
      Klar ist das ICH für das WIR notwendig. Und man muss sich spüren können und dürfen. Den Satz „Wenn ich mich ganz auf mich und meine Augen einlasse, sehe ich die Welt, und wenn ich mich ganz auf die Welt einlasse, komme ich zu mir“ würde ich sogar ergänzen auf
      Wenn ich mich ganz auf mich und mein Spüren einlasse, fühle ich die Welt, und wenn ich mich ganz auf die Welt einlasse, komme ich zu mir und zum wir.

      DANKE!

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